Unsere Reise nach Nordkapp

 

                                          Vorwort          

 

Im Jahre 1993 sprachen wir zum wiederholten Male vom Nordkapp. Der auslösende Faktor war dann die Fam. Madel, auch sie hegten den Wunsch zum beinahe nördlichsten Punkt Europas zu fahren. Wir, d. h. Quicky und ich begannen zu planen. Eine Tätigkeit, die mir seit eh und je unbandig Freude bereitet hat und dies ist auch immer noch die Tätigkeit, in der ich aufgehe. Fam. Madel hatten wohl vor sich uns anzuschließen, aber Erika bekam nur 14 Tage Urlaub und das war mir zu wenig, nicht dass man es nicht hätte schaffen können, aber darum ging es uns nicht.

Am 07.01.94, wir weilten gerade in Borgentreich in der Warburger Börde, kümmerten wir uns intensiv um die Mietung eines Wohnmobils, da wir einfach mal die Preise hier "oben“ mit den Preisen in Bayern („unten“) vergleichen wollten. Dabei trafen wir auch auf Herrn Gante, der uns ein sehr gutes Angebot machte, so meinten wir jedenfalls, er sprach von DM 125,-- pro Tag ohne Kilometerbegrenzung. Es sollten weiterhin keine weiteren Beträge anfallen wie z. B. Gas oder Endreinigung bei  Abgabe. Er bot uns ein Ford-Mobil von Elnagh an, hinten mit Zwillingsbereifung, 2,5 Liter Hubraum und 100 PS. Auch später auf der Messe in München bekamen wir kein besseres Angebot. Wir buchten also noch im Februar. Mir fiel ein Stein vom Herzen, das Fahrzeug war gebucht, jetzt sollte es denn wohl wahr werden.

Der nächste Punkt waren die Fähren. Nach langem Überlegen entschieden wir uns für die Stena-Line, mit der wir schon einmal Norwegen, nämlich die Fjorde, besucht hatten. Wir buchten von Frederikshaven - Göteborg. Auch diese Buchung nahmen wir sehr früh vor und bekamen dadurch auch Rabatt, wie schon beim Wohnmobil. Die Buchung wurde für den 16.06.94 für 12:30 vorgenommen. Dieses war sowieso der letzte Termin für die Vorsaison, es spielte keine Rolle, dass der Rückreisetermin in der Hauptsaison lag. Für 09:00 war leider alles ausgebucht, die Zeit wäre uns lieber gewesen. Nun schien ein langersehnter Wunsch in Erfüllung zu gehen. Noch immer glaubte ich es nicht so ganz.

 

13-06-1994

Wir hatten alles Notwendige gepackt, was lt. unserer Liste eben für uns notwendig erschien. Da das Wohnmobil ja in der Nähe von Borgentreich stand, und das waren immerhin 500 Km, mussten wir alles zunächst in Thorsten seinen Audi packen, der auch nicht gerade klein war. Dieses Fahrzeug lag ganz schön in den Federn, aber er schaffte die Strecke problemlos, wir mussten unterwegs nicht einmal tanken. Somit fuhren wir in Breuna ab zum Gante, denn er hatte ja „unser“ Wohnmobil. Ich war bester Dinge, nur Quicky war skeptisch, ohne dass sie es hätte begründen können. Ich glaubte immer noch, wenn etwas abgesprochen und vertraglich geregelt ist, dann geht das auch so in Ordnung; dieses glaubte ich, obwohl auch ich schon einige Male etwas anderes erlebt hatte.

Freudig zeigte uns einer seiner Angestellten das Wohnmobil, welches wir gemietet hatten, so meinte er. Dieses Wohnmobil hatte Stockbetten, unser angemietetes hatte allerdings keine und ich wollte nicht 4 Wochen im Bett über meiner Frau schlafen – im Bett unter ihr schon gar nicht - . Quicky spannte die Situation noch Sekunden eher als ich und lehnte sofort ab. Dieses war unbedingt richtig. Der Angestellte nahm dies zu Kenntnis und sagte sofort: „Dann nehmen Sie eben dieses“ und er deutete auf eines, welches so aussah wie wir es gemietet hatten. Ich dachte bei mir, warum nicht gleich so?? Hier steckte allerdings in dem vorderen Fenster vom Alkoven noch eine Matratze, von dem Fenster war nichts zu sehen. Ich bekam den 2 Schock an diesem Tag und jetzt auch einen roten Kopf, meine Füße mussten blutleer sein. Man versprach uns, dass wir das Fahrzeug komplett mit Fenster und ohne Matratze am 14-06-94 holen könnten im perfekten Zustand. Ich war wieder begeistert, meine Füße folgten wieder meinem Willen und der Druck im Kopf hatte nachgelassen.

Also setzten wir unsere Fahrt nach Borgentreich fort nicht ohne noch lange über dieses Chaos zu reden. Mir wollte es einfach nicht in den Kopf, dass man so etwas erleben kann, wenn vorher alles perfekt abgesprochen worden ist. Wir verzehrten in Warburg noch eine Bratwurst und kamen dann guter Dinge in Borgentreich an.

 

14.VI.

Der Tag verlief ruhig, allerdings standen wir unter einer gewissen Spannung. Klappt das mit dem Wohnmobil. Auch ich glaubte jetzt nicht mehr an Perfektion bei Herrn Gante. Wir fuhren früh los und kauften in Warburg noch ein, somit waren wir um 15:45 in Breuna. Als Zeitpunkt war uns genannt worden 17:00. Wir wollten ja gerne warten. Das Fenster war eingebaut, die Matratze war raus, das Wohnmobil war geputzt, wir waren begeistert. Es folgte die obligatorische Einweisung und die Überprüfung des Allgemeinzustandes, dann saß ich im Cockpit und startete das Triebwerk. Es surrte monoton, die Drehzahl war o. k., wir mussten tanken, Öldruck normal. Die Welt hätte nicht schöner sein können. Wir entlasteten den Audi ein wenig und dann ging es los. Wir fuhren los,

 

80 Km/h, wir beschleunigten auf 110 Km/h, alles wunderbar. Ich hätte jubilieren können, aber ich tat es vorsorglich doch nicht.

Im Hauptlager wurde umgepackt, drei Kleiderschränke, viel Schubladen, wir bekamen alles unter. Um 20:30 schlossen wir ihn ab, um 08:00 am nächsten Tag war der Start vorgesehen. Ich hatte mir vorgenommen früh zu Bett zu gehen, das hätte ich besser nicht tun sollen.

Um 21:45 klingelte das Telefon. Herr Gante !

„Herr Bergmeier, ich benötige zum 25.06. das Wohnmobil, es ist verkauft“!?

Schweigen auf beiden Seiten, dazu fiel mir nichts ein. „Herr Bergmeier, wo werden Sie am 23. oder 24.06. sein? Ich komme dann, wo immer Sie sein werden und bringe Ihnen ein anderes Fahrzeug“. Was glaubte Herr Gante wohl, wie viel Kilometer ich vom 15. bis 25. zurück legen würde. Dieses fragte ich in aber nicht. Ich wünschte mir ich wäre nicht ans Telefon gegangen. Ich war weiterhin sprachlos und wollte es auch zunächst bleiben. Ich wusste nicht genau wo wir am 23. oder am 24. sein würden und bat ihn zurück rufen zu dürfen. Hiermit war er einverstanden. Es begannen Diskussionen mit meiner Frau und mit meiner Schwiegermutter. Es folgten weitere Telefonate mit Herrn Gante. Wir wollten am 23.06. in Höhe Rovaniemi am Polarkreis sein. Sollten wir ihm das zumuten. Er würde mit Sicherheit nicht bis dort „oben hin“ kommen. Sollten wir dann von unserem Wohnmobil in ein anderes umräumen. Wenn er diese Fahrt machte, dann hätte er nicht mehr viel Verdienst an der Vermietung, das war aber eigentlich nicht unser Problem. Er bot uns immer wieder den „King“ mit den Stockbetten an, den er ja schon am 13.06. für uns hergerichtet hatte. Um 23:00 willigte ich schließlich in Absprache mit meiner Frau ein mit der Voraussetzung, er musste das Wohnmobil nach Borgentreich bringen und dann konnte er das von uns erhaltene wieder mit nach Hause nehmen. Außerdem wollte ich einen Nachlaß von DM 750,-- von dem bereits bezahlten Geld. Wir bekamen den „King“ mit 700,-- DM Nachlaß allerdings erst um 02:00. Als wir alles umgepackt hatten war es 03:00. Abfahrt um 08:00 war ja wohl nichts mehr.

 

 

15.06. Jetzt geht es richtig los gen Nordkapp

Nach dem Frühstück füllten wir Frischwasser auf und stellten die vorhandenen Mängel und Beschädigungen fest, die wir schriftlich fixierten. Ich teilte Herrn Gante diese Entdeckungen noch mit. Er war mittlerweile sehr reserviert und gar nicht mehr freundlich. Er forderte von mir, dass ich ihm diese Mängel schriftlich mitteilte, also das auch noch.  Ich schrieb ihm einen kurzen Brief und behielt die Kopie.

Dann ging es los. In Brakel füllten wir den Tank mit Diesel wieder auf, denn wir hatten in Borgentreich schon mal vorab 10 Liter getankt, denn der Wagen wurde uns gebracht mit dem letzten Fingerhut Sprit im Tank. Wir kauften noch einige Kleinigkeiten, die uns einfielen. Nun waren wir unterwegs. Der Ärger war vergessen, es ging immer gen Norden. Es war mir noch gar nicht so richtig bewusst. Wir fuhren zum Nordkapp. Es ging gut voran. Wir fuhren auf der Landstraße bis Rinteln, später ging es durch die Heide und 4,5 Km vor dem Elbtunnel kam es zu einer Zwangspause – für alle anderen 350 Fahrzeuge aber auch. Als wir durch den Tunnel waren, gab es keine Probleme mehr. Kurz nach Flensburg, der Grenzbeamte lag, gestützt auf seine Ellenbogen, im Fenster und erwiderte freundlich unseren Gruß.

Wir waren in Dänemark und wurden so naß empfangen wie es eben nur ging. Nichts konnte uns bremsen, den Scheibenwischer schalteten wir auf Stufe II und das Getriebe in den IV Gang zurück. Nach einiger Zeit fuhren wir aber wieder auf trockener Straße, es kam sogar die Sonne durch als ob sie uns sagen wollte: „Fahrt nur weiter, es wird schon“. Es machte Spaß, der Verkehr hatte nachgelassen, wir waren nie mehr als mit 2 oder 3 Fahrzeugen. Eine für uns unübersehbare Weite empfing uns. Einzelne Häuser waren mit hohem Buschwerk oder Bäumen umgeben und waren daher auch schlecht auszumachen, sie sahen aus wie Halligen in einem grasgrünen Meer. Neben fast jedem Haus stak ein Fahnenmast mit einem schmalen Fähnchen an der Spitze. Es war eine abwechslungsreiche Fahrt. In Arhus hatten wir 636 Km hinter uns gebracht, es war 22:00. Hier fanden wir einen Campingplatz, es ging direkt von der Straße ab in die Botanik. Wir fühlten uns sofort wohl hier. Nach einem kleinen Spaziergang bestiegen wir unseren King und gingen zu Bett.

 

16.06. Um 07:00 waren wir beide wach. Wir hatten nicht in den Stockbetten geschlafen sondern hatten die Sitzgruppe umgebaut zu einem Bett. Aus Ermangelung an Münzen verzichteten wir aufs Duschen. Warum auch duschen? Musik in den Waschräumen und auf den Toiletten, vielleicht war Klassik nicht unbedingt die passende Musik in der Früh. Nach einem reichhaltigen Frühstück ging es in Richtung Fr.-havn.

Wir bezahlten 84 DKR = 22,43 DM und verließen um 08:30 diesen Campingplatz um zur Fähre zu gelangen. Um 10:30 sahen wir die Leuchtschrift „STENA-LINE“. Wir stellten den „KING“ ab, denn wir hatten noch Zeit und schlenderten durch das Hafengelände in Erwartung des Übersetzens mit der Fähre. Die Stimmung war auf Fernweh und wir waren mittendrin. Um 12:15 dann starteten wir unser Triebwerk wieder und krochen von hinten in diesen riesigen Leib der Fähre. Dann verabschiedeten wir uns vom „King“ und suchten nebst anderen Passagieren den Aufgang zum oberen Deck. Auf diesem Wege suchten wir den Spielsalon auf sowie die Cafeteria und die anderen Einrichtungen wie Duty-Free, Restaurant, Bistro etc. Bei dieser geringen Auswahl entschlossen wir uns ans oberste Deck zu gehen. Am Bug lag ein Matrose nur mit einer Unterhose bekleidet und sonnte sich, er war ja immerhin hier daheim, es lebe die Seefahrt. Die See war glatt wie ein Spiegel und die Zeit verging rasch. Ca. 50 Minuten vor erreichen von Göteborg wurde es hoch interessant, denn jetzt tauchten links und rechts kleine Felseninseln auf, auf denen maximal 1 bis 2 Häuser Platz fänden.

Dann mussten wir auch schon zurück zum King und wir verließen diesen riesigen Bauch des Schiffes. Auch hier an der Grenze gab es keine Fragen. Gegen 17:00 fanden wir einen überaus schön gelegenen Campingplatz, der nicht sehr weit von Göteborg entfernt war, er lag direkt im Grünen. Morgen wollen wir uns die Stadt ansehen. Heute hatten wir nur 203 Km selbst gefahren.

 

17.06.

Göteborg war anstrengend. Um 17:00 schmerzten unsere Füße und wir fuhren mit der Tram zurück zum Campingplatz. Uns ist noch viel entgangen in der Stadt aber wir haben auch viel gesehen. Es ist nun einmal die Tragik bei solch einer Fahrt, dass man sehr viel zu sehen bekommt und eben nicht alles bis ins Detail durchleuchten kann, dafür gibt es ja aber ein weiteres Mal, oder ?

Morgen wollen wir bis Stockholm kommen, es wird uns schwer fallen, denn unterwegs gibt es viele lohnende Punkte, die sehenswert wären. Wir werden sehen.

 

18.06.

Wir bezahlen für 2 Nächte 310 SKR = 68,51 DM.

Wir werden durch das Geschrei der Möwen geweckt. Allerdings war es auch spät genug. Nach einem guten Frühstück tanken wir Frischwasser und lassen das Abwasser ab, dann geht es weiter in Richtung Norden. Wir sahen noch einmal die City von Göteborg aus dem Cockpitfenster und dann führte uns der Weg über zig Kilometer durch Waldgebiet. Wir waren glücklich und vielleicht erschien uns alles noch schöner als es war, aber es war auch erlebenswert, wunderschön und erholsam. Ab und an tauchten einige wenige Häuser auf im markanten rot mit weißen Giebeln. Selbst die Weidezäune erstrahlten im gleißenden Sonnenlicht in weißer Farbe.

Plötzlich trat der Wald beiseite und gab uns den Blick frei auf einen großen See, dessen Ausmaße man nur ahnen konnte, denn in der Ferne wurde er schmaler und verschwand. So wechselten die Bilder immer wieder und man konnte sich nicht satt sehen, auf der anderen Seite war in mir aber auch immer der Wunsch weiter nach Norden zu kommen. Dieser Zustand änderte sich nicht eher, als ich den fast nördlichsten Punkt Europas erreicht hatte. Ich habe dieses während der Fahrt immer wieder beobachtet, dabei hätte man sich viel häufiger dem Momentanen widmen sollen, es geht doch alles so schnell vorüber.

Manchmal beneidete ich die Menschen, die hier wohnen durften, allerdings hatten auch diese Menschen hier ihren Alltag und sie wohnten hier vielleicht auch nicht mit dem Glücksgefühl, welches ich in mir hatte.

Nach Jönkoping wechselte dann das Bild. Der Wald nahm ab und machte Weiden und Äckern Platz. Ich plottete die Stunden nicht mit, aber die Zeit verging viel zu schnell. Gegen 17:30 erreichten wir Stockholm/Bredäng nach 458 gefahrenen Kilometern. Der Campingplatz war gut ausgeschildert und wir machten um 18:00 schon einen Spaziergang um uns die Füße zu vertreten. Wir suchten noch die Tunnelbana auf mit der wir morgen nach Stockholm fahren wollen.

Wieder beim King angelangt holten wir Tisch und Stühle raus und grillten noch einige saftige Stücke Fleisch, der Salat fehlte auch nicht und ein Bier war auch noch vorhanden. Sollten wir uns über den heutigen Tag unterhalten oder sollten wir den morgigen Tag planen? Wir waren überwältigt von dem Gesehenen. Um 22:00 finden wir es urgemütlich im King. Quicky schmökert und ich schreibe einige Stichpunkte nieder über den heutigen Tag und halte auch die Planung für morgen fest. Draußen haben wir eine Temperatur von 10,3° C.

 

19.06.

In der Früh hatte es geregnet. Jetzt reißt die Bewölkung auf und die Sonne kommt durch. Nach dem Frühstück gehen wir zur Tunnelbana und kaufen 2 Tourist-Cards und dann fahren wir in die City. Der Stadtplan vom ADAC ist super und wir besichtigen die Altstadt vom Reichstag angefangen über das berühmte Ritterhaus etc. Um 12:30 stehen wir vom dem Schloss und warten auf die berühmte Wachablösung. Um 13:00 läuten alle Glocken in der Umgebung, die Soldaten nehmen Aufstellung; uns schmerzt mittlerweile das Kreuz, aber da müssen wir durch. Während die Wachen ganz still und stramm stehen versuchen wir durch einige leichte Bewegungen unser Kreuz zu entlasten, mal nach rechts, mal nach links, mal nach vorn und mal zurück, der Blick ist immer nach vorn gerichtet. Jetzt hören wir Militärmusik in der Ferne, die sich uns nähert. Die Kreuzschmerzen sind weg, die Übungen haben geholfen ? Plötzlich tauchen sie auf, in weißen Uniformen und sehr zackig. Es ist beeindruckend. Vor der Wachablösung wurden dann über Lautsprecher Erklärungen in mehreren Sprachen abgegeben, ich wundere mich man erklärt sogar in Deutscher Sprache.

Danach durften wir noch einem kleinen Standkonzert lauschen, u. a. wurde der Marsch „Alte Kameraden“ gespielt. Die Kreuzschmerzen blieben weg, ich bekam sogar feuchte Augen bei diesem wunderschönen Marsch, selbst „Stars and Stripes“ fehlte nicht. Anschließend war Schlossbesichtigung angesagt, es war prunkvoll in jeder Beziehung, nur der Gedanke, dass ich dort wohnen müsste ließ mich erschauern.

Dann fuhren wir mit dem Bus No. 47  nach Djurgärden. Das Nordische Museum ließen wir aus, dafür kauften wir uns ins VASA-Museum ein. Hier liegt das Regalschiff WASA, welches 1628 bei der Jungfernfahrt im Stockholmer Hafen gesunken ist. Man hat es 1961 wieder gehoben und im VASA-Museum untergebracht. Es ist ein Schiff imposanter Bauart, man kann es einfach nicht beschreiben, man muß es gesehen haben. Es erstreckt sich über 3 Stockwerke. Quicky kam auf die Idee der Besichtigung und es war eine Super-Idee.

Mit Bus und Tunnelbana, sowie die letzten 800 m per pedes, oder waren es 8000 m, erreichten wir wieder unseren King. Wir holten unsere Stühle raus und dann war Pause. Kurz nach 21:00 lagen wir in der Koje, allerdings nicht in der Koje des Schiffes WASA.

 

20.06. Bredäng – Camping Bye-Rast Sundsval 457 Km

Heute haben wir schon den 20.06. Wir verlassen Stockholm. Auf der rechten Seite sehen wir noch einmal die Skyline mit den uns nun bekannten Gebäuden. Ganz schnell haben wir die Stadt verlassen und bewegen uns auf der E4 (lies: Route 66) gen Norden. Wir halten immer wieder an, hier eine besondere Kirche aus Holz, dort ein See oder gar das Meer? Wenn kein Wasser vorhanden ist, dann bewegt man sich im Wald. Zwischen den Bäumen leuchtet hier und da das uns nun schon zur Gewohnheit gewordene Rot der kleinen Häuser. Jetzt hier oben wird es uns erst so richtig bewusst, wie viel ruhiger es hier ist und wie viel gelassener auch die Menschen sind. Wir stellten das allerdings auch schon in Göteborg und in Stockholm fest. Es fehlt die Hektik, die Menschen scheinen ausgeglichener zu sein. Hier oben auf dem Lande, wo 5 oder 6 Häuser ein Dorf bilden, ist die Freundlichkeit und Zuvorkommendheit durch nichts zu überbieten. Man bemüht sich Deutsch zu sprechen oder wenn das gar nicht geht, dann versucht man es in Englisch.

Jetzt fahren wir durch eine riesige Felslandschaft, man weiß nicht ob die Felsen zwischen den Bäumen liegen oder ob sich die Bäume mit ihren Wurzeln einen Weg zwischen den Felsen gesucht haben.

Wir gelangen zu einer Position ca. 35 Km nördlich von Sundsvall. Wir stehen ca. 20 m von einem See entfernt, links scheint die Sonne ins Fenster und blendet uns dermaßen, dass man die Landschaft nicht erkennen kann.

Vielleicht ist noch erwähnenswert, dass wir 15 Km vor Sundsvall unsere Route kurz verlassen haben um noch einmal ans Meer zu kommen. In einem idyllischen kleinen Ort am Meer fanden wir ein Schild mit der Aufschrift "Fisk“. Wir stiegen aus und kauften ganz frischen Lachs und noch ein weiteres Stückchen Fisch. Daraufhin bekamen wir noch 2 Makrelenhälften geschenkt, was gab es wohl zum Abendessen? Um 18:00 waren wir auf dem Campingplatz Bye-Rast. Für eine Übernachtung bezahlten wir 100 SKR  22,10 DM.

Jetzt ist es 20:00 und wir aalen uns immer noch in der Sonne. Morgen geht es weiter in Richtung Norden. Wie viele wundervolle Tage haben wir schon erlebt, ich denke bei mir, wenn es nur halb so schön weiter geht, dann wird diese Reise eine voller Erfolg. Mit diesen Gedanken schlafe ich ein. Gegen 00:15 werden wir wach, obwohl alle Verdunkelungen unten sind dringt Helligkeit bei uns ins Wohnmobil. Ich schaue durchs hintere Fenster. Die Sonne geht hinter den Bäumen unter in einer noch nicht dargewesenen Farbenpracht. Die Farbe ist kaum zu beschreiben. Ich kann nicht anders und ziehe meinen Bademantel an um nach draußen zu gehen. Es ist viel zu schade zum Schlafen, dann lege ich mich aber doch auch wieder hin. Der Mensch muß halt schlafen und morgen wollen wir weiter, weiter gen Norden.

 

21.06.

Frühstück gab es um 08:00, dann trieb es uns weiter. Auch heute hielten wir immer und immer wieder an oder wir fuhren auch einige Male von der E4 in Richtung Küste. Es war jedes Mal lohnenswert. Einen längeren Aufenthalt hatten wir in RATA, ein liebliches kleines Fischerdorf: Hier fanden wir sogar ein Haus vor, welches für die Touristen eingerichtet worden war oder auch für Personen, die vom Meer her mit ihren Booten kamen. Das Haus war eingerichtet mit einer Küche, Dusche und Toilette. Weiterhin fanden wir eine Waschmaschine vor und einen urgemütlichen Raum mit 2 Sitzgruppen versehen sowie mit Leselämpchen, für jedermann zugänglich.

Langsam kamen wir weiter voran in Richtung Norden zum fast nördlichsten Punkt Europas auf dem Festland. Das gleiche Bild wie die Tage zuvor, kaum Verkehr, breite Landstraßen mit einer weiteren Spur für langsamere Fahrzeuge. Wohnmobilfahrer grüßten sich gegenseitig und andere Verkehrsteilnehmer, wenn man ihnen Platz machte zum Überholen, die sich bedankten und zwar nicht nur einer oder 10 sondern nahezu alle. Dabei fuhren wir mit unserem King durchaus die vorgeschriebene maximale Geschwindigkeit von 90 Km/h oder ganz selten 70.

Ca. 200 Km vor Haparanda verließen wir die Route 66 und bogen ab in Richtung Meer. Dort bekamen wir auf einem Campingplatz einen Rasenplatz 50 Meter vom Meer entfernt. Wir sind 423 Km gefahren. Während ich im King sitze und schreibe ertappe ich mich immer wieder, dass ich aufs Meer hinaus schaue. Es ist eine Idylle und mein Fernweh wird immer größer, je weiter wir nach Norden kommen, es ist wie eine Droge. Mir hat mal jemand gesagt dieses Fernweh ist wie Malaria, wer sie einmal hatte, der bekommt sie immer wieder.

 

Morgen wollen wir weiter nach Lulea. Uns werden ca. 300 Schären erwarten mit einer vielfältigen Flora und Fauna. Vorweg sei erwähnt, dass wir uns hier viel zu wenig Zeit gelassen haben, wie eigentlich an vielen Punkten dieser Reise.

Jetzt aber ist es 22:15, wir haben immer noch kein Licht im King, die Temperatur 20° C, draußen sind es immerhin auch noch 14,5° C.

 

 

22.06.

Die Nacht war gut. Wir zahlen 125 SKR = 27,63 DM und fahren immer nach Norden. Wir fahren an LULEA vorbei, die Wolken hängen tief, ab und an nieselt es ein wenig. Wir stellen uns Fragen wie: „Wie wird es an der Grenze sein“? Es soll eine ruhige Grenze sein mit wenig Kontrollen. Nach einiger Zeit können wir dies bestätigen. Schon haben wir das schöne Schweden verlassen, wir bedauern das beide aber wir sind on the road in Richtung Norden. Was werden wir in Finnland entdecken? Mir wird ein wenig wehmütig ums Herz, wir sind in Finnland, wie lange habe ich mir das gewünscht! Was bedeutet es für mich eigentlich in diesem Land zu sein? Ich kann es nicht erklären aber wenn ich jetzt reden müsste oder eine Frage beantworten müsste, ich könnte es nicht, meine Stimme würde beben. Ich bin froh dass Quicky im Moment auch nicht zum Reden zu Mute ist.

Unterwegs treffen wir immer wieder auf Menschen, die auf der Rückreise sind. Manche erzählen uns dass es im Landesinnern regnet, andere wieder raten uns umzukehren. Es würde sich nicht lohnen zum Nordkapp zu fahren, dort sei immer nur Nebel und man könne seine Hand nicht vor Augen sehen. Ich belächle diese Aussagen. Nichts würde mich abhalten weiter nach Norden zu fahren. Ich werde mir selbst ein Urteil bilden. In London ist auch nur immer Nebel, oder?

Wir fahren gen Norden. Finnland ist nicht Schweden, meint Quicky; soll es auch gar nicht sein und will es wohl auch nicht sein. Ich möchte es einmal so abtun, Finnland ist etwas naturbelassener als Schweden. Soll sich jeder Reisende seine eigene Meinung bilden über Schweden und auch Finnland. Mir gefällt es hier, ich fühle mich wohl, ich mag leben, ich erfreue mich am Leben, zumindest im Moment.

Den ersten Kontakt mit Finnen bekommen wir in einem Touristenshop ein paar Meter abseits der Straße. Wir schauen uns um. Die Leute hier sind zurückhaltend aber sehr freundlich. Es zieht uns weiter. Der Artic Circle ruft. Auch hier wieder dieses krieselnde Gefühl auf dem Rücken. Quicky und ich am Arctic Circle. Wie oft habe ich ihn auf der Karte betrachtet. Wie oft habe ich davon geträumt den Nordpolarkreis zu überqueren, wie oft? Nach einigen Kilometern biegen wir von der „4“ ab und folgen einem Schild „Sehenswürdigkeit“. Es lohnt sich wieder einmal von der Hauptstrecke abzufahren und neben ihr zu schauen. Wir erreichen „Tervolan Kirket“. Unser erster Blick fällt auf eine große alte Kirche. Daneben steht eine offensichtlich noch ältere aber oder gerade deswegen kleinere Kirche ganz aus Holz. Wir besichtigen beide und sind fasziniert von der Einfachheit aber so enormen Andächtigkeit, die uns überkommt. Automatisch laufen Bilder vor den eigenen Augen ab, Bilder, die man irgendwo einmal gesehen hat aus der Zeit, aus der diese Kirchen stammen; sie stammen aus einer Zeit von vor gut 400 Jahren. Es sind Bilder von hart arbeitenden Menschen, von christlichen Menschen, von Menschen, die nicht so alt werden wie durchschnittlich bei uns die Menschen unserer Zeit. Bilder von Kriegen und Kämpfen tauchen auf aber auch Bilder von Menschen, die füreinander da sind, die sich helfen und miteinander leben. Mit diesen Bildern sehen wir uns die Kirchen von außen und innen an. Die kleinere wurde 1627 erbaut, da sie bald zu klein war baute man eine größere, die aber beinahe zu groß geriet. So benutzte man sie also nur im Sommer oder Weihnachten. Sie wurde 1950 restauriert. Im krassen Gegensatz dazu steht unser King, den wir einige Meter entfernt parkten und in dem wir nun eine Brotzeit machen.

Es trennen uns nur noch 25 Km vom Polarkreis. Wir sind zurück auf der gut ausgebauten Straße. Plötzlich trete ich etwas zu fest auf die Bremse. Wir schauen uns beide an und glauben am Straßenrand den Nikolaus gesehen zu haben neben einem Zelt, in dem ein Feuer brennt. Wir kehren um und bekommen diese Erscheinung als echt bestätigt. Hinter dem Lappenzelt entdecken wir ein mittelgroßes rotes Haus. Wir steigen aus und trauen unseren Ohren nicht, es ertönen Weihnachtsmelodien. Wir schauen uns etwas verständnislos an und gehen der ganzen Sache auf den Grund. Wir betreten einen etwas abgedunkelten Raum und landen in der Werkstatt vom Nikolaus. Nach einer finnischen Geschichte kommt der Nikolaus aus Finnland und er lebt auf einem Berg und arbeitet dort den Sommer über, wobei ihm die Elfen helfen. Er hatte wahrhaft schöne Geschenke gebastelt. Man konnte sie käuflich erwerben und zum Weihnachtsfest nach Hause schicken lassen.

Am Polarkreis fanden wir dann ein weiteres Haus vom Nikolaus vor. Warum soll er nicht auch mehrere Häuser haben?

Über die letzten 20 Km war mein Herzklopfen beinahe lauter als das Surren des Motors unseres King. Dann tauchten die Gebäude und Fahnen auf, die ich ja nun schon von vielen Bildern her kannte. Ich redete so gut wie nicht, weil meine Stimme wieder versagte. Der Polarkreis

– The Arctic Circle -

hier oben bei Napapiiri. Wir hatten ihn erreicht.

Der touristische Andrang war erklärlich groß und das störte mich. In meinen Vorstellungen war es am Polarkreis ruhig und einsam, das war hier nicht der Fall. Es war auch nicht kalt sondern noch um Mitternacht warm und auch hell und alle Mücken dieser Welt hatten sich wohl abgesprochen heute hier sein zu wollen. Es war ihnen gelungen. Trotzdem war mir so feierlich zu Mute, als wenn Weihnachten und Ostern zusammen fielen. Wir parkten und sahen uns die Auslagen in den Geschäften an. Nach einiger Zeit entschieden wir uns den Campingplatz direkt am Arctic Circle zu nehmen in einem Waldstück. Wir stellten den King dort ab und gingen gegen 23:15 noch einmal zu den Gebäuden vorbei an bellenden Huskies. Es war ruhig geworden. Wir schauten gen Sonne, die immer noch oberhalb des Horizontes stand. Den ergebnislosen Kampf gegen die Mücken lasse ich in diesem Zusammenhang weg. Wenn wir den King betraten, dann stellten wir uns beide an der Tür auf. Auf Kommando öffnete ich die Tür und Quicky fiel und stolperte hinein, weil ich die Tür schon wieder versuchte zu schließen bevor sie ganz drin war. Dann machte ich mit mir noch einmal dasselbe. Ich versuchte ins Mobil zu kommen bevor ich die Tür ganz offen hatte und ich versuchte sie wieder zu schließen bevor ich ganz im Wagen verschwunden war. Bei diesen Manövern hatten wir nur ca. 5 bis 10 Stechmücken im Wagen, die wir dann ......., na ja, was hättet ihr gemacht ?

Wenn man bedenkt, dass nur die befruchteten Weibchen stechen, dann waren die Männchen sehr fleißig gewesen.

Auf dem Campingplatz bezahlten wir 80 FMK = 25,04 DM incl. der Mücken, da kann man doch nicht meckern, oder?

 

 

23.06. Nach dem Frühstück beschließen wir uns noch einmal die Gegend am Arctic Circle anzuschauen. Jetzt stehen Busse auf dem Parkplatz und die Passagiere werden an einen weißen Strich geführt, der den Polarkreis darstellen soll. Sie werden mit einer kleinen Flasche Sekt begrüßt. Auch wir haben am gestrigen Abend noch mit einer Flasche Sekt auf den Polarkreis und das Erreichen des Nordpolarkreises angestoßen.

Wir kaufen ein paar Ansichtskarten und lassen sie selbstverständlich im Hauptpostamt vom Nikolaus abstempeln. Über mehrere Stunden wandeln wir hier durch die Gegend und beobachten die Menschen und schauen uns die Auslagen an. Quicky kauft sich ein Stück gegrillten Lachs mit Beilagen, den sie genüsslich verspeist. Es ist sehr warm hier um nicht zu sagen heiß. Ich lasse meine Ärmel unten weil die Mosquitos unentwegt angreifen und auch treffen. Es stört uns nicht, wir wussten darüber, der Wille hier zu sein ist größer als die Angst vor den Beulen.

Gegen 16.00 wechseln wir dann zu einem Campingplatz ca. 8 Km südlich des Arctic Circle, nahe eines Berges, der 200 m hoch ist. Morgen soll hier eine Sonnenwendfeier stattfinden. Es ist ein wunderschöner Campingplatz direkt am Ounaskoski–Fluß gelegen. Wir grillen und essen draußen, obwohl diese kleinen Stukas auch etwas von uns wollen und nicht von der norddeutschen Bratwurst, die wir auf dem Teller haben.

Jetzt ist es 21:45 /Finnzeit 22:45. Die Temperatur draußen 18,1 ° C. Wir bleiben im King sitzen, die Mücken bleiben draußen. Schön ist es auf dieser Welt zu sein.

 

24.06.

Wir verschlafen uns himmlisch. Es ist 10:15, aber wir haben ja kein Programm für heute. Nach dem Frühstück schnappen wir uns unsere Räder und kämpfen uns den OUNASVAARA hinauf, immerhin von 92 Meter MSL auf 195 Meter MSL. Von hier oben haben wir eine herrliche Sicht auf den Fluß. Wir trinken ein Bier und einen Kaffee und genießen die Aussicht auf die Umgebung und die schier unendliche Weite des Landes und wir genießen es hier sein zu dürfen.

Die Rückfahrt dauert nur einen Bruchteil dessen, was wir auf dem Hinweg benötigt haben.

Quicky meint am frühen Nachmittag sie müsse arbeiten. Wir kaufen einen Eimer und dann wäscht sie den King. Jetzt sieht er wieder manierlich aus.

Dann essen wir genüsslich und nach dem Duschen machen wir uns fertig für die Sonnenwendfeierlichkeiten, die gegen 18:00 beginnen sollen. Ich schaue auf die Uhr, die 17:00, also haben wir schon 18:00 Finnzeit. Nun wird es plötzlich doch etwas hektisch. Draußen trafen wir noch auf ein sehr nettes Holländisches Ehepaar. Wir tauschten Reiseerfahrungen aus und fachsimpelten über Lappen, Samen, Lofoten, Nordkapp, Gamvik etc. Unter den Feierlichkeiten hatten wir uns etwas anderes vorgestellt. Das Ehepaar Schaap kam am Abend noch zu uns in den King auf einen Kaffee. Er gab mir seine Visitenkarte P. R. Schaap, No Address, No Phone, No Business, No Problems.

Jetzt ist es 23:30 Finnzeit, nach dieser Uhrzeit werden wir wohl nicht aufstehen. Wir sitzen immer noch im King aber wieder alleine und planen unsere morgige Tour. Wir wollen bis zum Inarisee kommen. Ich freue mich schon auf das nochmalige Überqueren des Nordpolarkreises, es wird zumindest für diese Reise das vorletzte Mal sein. Wir werden uns noch eine Straßenkarte geben lassen über die Großbaustellen oder Stellen, an denen an einer Straße gebaut wird. Die Finnen lassen nämlich den Verkehr trotzdem laufen und das ist ab und an schon sehr abenteuerlich. Selbst um diese Zeit benötigt man hier kein Kunstlicht, es ist hell genug. Um 00:15 gehen wir zu Bett.

 

 

25.06.

08:15 We are on the road again. Den Polarkreis an dieser Stelle überqueren wir das letzte Mal. Wir ließen uns viel Zeit und hielten auch immer wieder an. Kurz vor Inari entdeckte ich das Zeichen „Aussichtspunkt“. Es zeigte von der Straße nach rechts. Die 20 % Steigung machten uns nichts aus, wir hatten einen Ford mit Zwillingsreifen und Heckantrieb. Es war keine geteerte Straße aber wir kamen gut oben an. Man konnte von hier oben 7/8 des Sees überblicken mit seinen zahllosen Inseln, ein wunderschönes Bild. Man blickte in die ehemalige UDSSR. Wir bezahlten Eintritt zum Betreten eines kleinen Holzhauses, von wo wir einen noch schöneren Blick hatten. Als Quittung gab es ein kleines Kärtchen mit 6 kleinen Staubteilchen Gold (Lappland-Gold).

Die Rückfahrt bis zur Hauptstraße ging etwas langsamer als auf dem Hinweg. Wir kamen uns vor wie in einem Flugzeug im Landeanflug. Dann ging es lange am Ufer des Inarisees entlang bis wir kurz vor der gleichnamigen Ortschaft direkt am See auf einen Campingplatz trafen. Wenige Meter von uns entfernt standen 2 Wasserflugzeuge vom Typ Cessna, wir erlebten an diesem Abend noch einige Starts und Landungen und bestaunten die fliegerischen Leistungen der Piloten.

Wir machten noch einen kleinen Spaziergang zum Ort Inari und besichtigten ihn auch noch am selben Abend. Fasziniert waren wir von der Sämischen Kirche, die auch innen ganz aus Holz gebaut war. Sie war sehr schlicht gehalten mit einem wunderbaren Altarbild. Der Ort selbst hatte nicht viel zu bieten, aber auch gerade deswegen machte er auf mich einen bemerkenswerten Eindruck. Gegen 00:30 verschwand die Sonne hinter den Wolken ohne viel an Helligkeit zu verlieren. Während der Zeit des Beobachtens unterhielten wir uns über Norwegen und Finnland und über den Norden und das Nordcapp. Die Temperatur lag heute am Abend bei 9° C.

Hier am Inarisee zeigte unser Km-Stand 11.567 Km. Am 15.06. in Borgentreich zeigte der Km-Stand 8.669 Km an.

 

 

 

 

26.06.

Um 07:00 war Quicky hellwach, ich ließ es mir nicht nehmen um 07:30 auch wach zu werden. Eigentlich war es schon wieder verschlafene Zeit in diesem so erlebenswerten Land. Um 09:00 fuhren wir in den Ort Inari. Wir kauften ein Geweih als Schmuck aus Silber zum Anstecken. Quicky hatte sich Kartoffeln vorgestellt zum Mittagessen in Form von Bratkartoffeln. Im Touristoffice erkundigten wir uns nach einer eventuellen Bootsfahrt auf dem See. Sie hätte um 14:00 beginnen sollen, das war uns aber unverständlicher Weise zu spät. Wir hätten die Zeit gehabt aber besonders mich zog es weiter gen Norden. Weiterhin erhielten wir eine Information über eine besonders alte und sehenswerte Kirche, die wir aber auch nicht mehr besichtigten, weil es eine Tour von ca. 5 Km gewesen wäre mit dem Radel. Mit dem Auto war sie nicht erreichbar. Dieses waren u. a. Fehler, die wir gemacht haben. Haben wir daraus gelernt?

Gegen 12:00 fuhren wir weiter gen Norden. Die Entfernung zum Nordcapp schmolz uns unter den Reifen nur so dahin, obwohl wir immer wieder anhielten und uns ergötzten an der Landschaft und an der Feststellung, dass wir vielleicht heute noch das Kapp erreichen würden. Man sollte nie in diesen Ländern den Fehler machen ein Ziel erreichen zu wollen. Hier muß immer der Weg das Ziel sein, sonst verpasst man zu viel.

Um 18:15 hatten wir die Fähre erreicht. Vorher hatten wir bange 2,8 Km in einem einspurigen Tunnel zurück gelegt. Immer wenn uns jemand talwärts entgegen kam mussten wir versuchen vorher eine Bucht zu erreichen um das entgegenkommende Fahrzeug vorbei zu lassen. Die Straße war uneben und teilweise nicht asphaltiert, wir befanden uns halt im „Hohen Norden“. Es gelang uns gut. Dann schwammen wir wieder 45 Minuten im Bauch eines Schiffes. Nach dem Ausschiffen, ich meine nachdem wir das Schiff wieder verlassen hatten, hatten wir noch 30 Km zu fahren um zum Kapp zu gelangen. Wir fuhren praktisch auf einem riesigen Fels, es ging bergauf und auch mal leicht bergab und immer in Kurven dem Nordkapp entgegen.

Um 20:15 erreichen wir den Parkplatz auf dem Nordkapp. Hier stehen viele viele Wohnmobile, ich habe sie nicht gezählt. Die Parkgebühr ermöglicht uns jetzt 2 Nächte hier stehen zu bleiben. Nächte ist eigentlich der falsche Ausdruck, denn Nacht wird es nur nach der Uhrzeit, es bleibt immer hell. Der Km-Stand ist jetzt 11.915. Wir bezahlten 200 NKR. Dies sind die nüchternen Betrachtungen. Wir parkten unseren King und bestiegen ehrfurchtsvoll das Nordkapp, zumindest was meine Person anbelangt. Ich war hin und her gerissen und wusste nicht wohin ich erst schauen sollte, auf die offene See oder die vielen Steine, die Besucher hier aufeinander gestellt hatten oder auf die Weltkugel aus Stahl, die an der nördlichsten Spitze vom Nordkapp aufgestellt worden war. Es ist 23:30, die Sonne scheint immer noch. Sie geht auch heute nicht unter, sie wird nicht einmal die Wasseroberfläche berühren. Sie wird uns erhalten bleiben. Ich habe eine Lederjacke angezogen, trotzdem fröstelt es mich, vielleicht ist es aber nicht nur die Kälte. Die Sonne blendet, der Sturm, der vorhin hier herrschte, hat sich gelegt, es ist nahezu windstill. Über uns blauer Himmel. Einige Menschen sind sogar mit dem Fahrrad gekommen. Das Meer ist silbern gefärbt, es ist ein überwältigendes Gefühl hier zu stehen. Viele Menschen hatten nicht das Glück das Nordkapp so zu erleben. Viele behaupteten ja, wie berichtet, dort ist immer Nebel. Wir bleiben auf bis 02:30, wir sind nicht müde. Vor einigen Stunden mussten wir uns gegen den Wind legen, jetzt ist es ganz windstill. Ich wollte ein Foto von uns machen und stellte den Apparat auf ein Stativ, welches umgepustet wurde. jetzt sind auch nicht mehr so viele Menschen auf. Man müsste aufbleiben und die Nacht hier am Nordkapp erleben. Ich tue es nicht und frage mich später immer wieder warum ich es nicht getan habe. Beim nächsten Mal würde ich einiges anders machen. Diese Nacht liege ich noch lange wach. Ich habe die Verdunkelung nicht ganz nach unten gezogen. Ein silberner Sonnenstrahl schießt herein, so, als ob er sagen wollte, hey nicht schlafen, erlebe das Nordkapp, so ein Erlebnis gibt es sobald nicht wieder – vielleicht nie mehr- ich habe nicht darauf gehört, ich bereue es.

 

 

27.06.

Es ist ruhig am Kapp. Wir stehen verhältnismäßig früh auf. Ich gehe zunächst einmal nach draußen. Dunst liegt über dem Meer. Wolken sind am Himmel aber hier über dem Nordkapp ist es klar wie am Tag zuvor. Wir frühstücken, es zieht uns hinaus. Wir bewaffnen uns mit der Kamera, die wohl gestern nicht viel abgekriegt hat, und ziehen los auf Entdeckungsreise, denn wir haben gestern nicht alles genau genug gesehen. Wir schauen von diesem Felsen tief unten auf die Klippen hinunter und auf das tosende Meer.

 

Das Nordkapp entstand angeblich vor 400 Millionen Jahren. Die Nordkappklippe steigt direkt 803 Meter vom Meer auf. Sie liegt auf einer Insel von 288 km2. Die Insel hat ca. 6000 Einwohner, die sich hier allerdings völlig verlieren. Sie ist baumlos, was wir auf der Hinfahrt schon bemerkt haben. Die Mitternachtssonne kann man vom 16.05. bis 20.07. sehen, wenn eben nicht gerade Nebel herrscht. Nicht sehen kann man die Sonne vom 22.11. bis zum 21.01.  Die Durchschnittstemperatur von Jan/Feb. beträgt –2 bis – 4 ° C. In den Monaten Juni und July beträgt sie +9 bis + 11 ° C.

In unserer Nacht am Nordkapp betrug sie allerdings nur + 3 ° C. Das als Wissenswertes im Zeitraffer.

 

Wir wanderten weiter und gingen zum dutzendsten Male zum Globus an der Spitze. Wir waren auf dem Dach Europas, ein bewegendes Gefühl, ich kam mir winzig klein vor ja beinahe unscheinbar.

 

Wir schauten uns die tellerrunden Gebilde an, die jenseits des Restaurants in felsiger Landschaft standen. Wir ließen uns erzählen, dass im Juni 1988 7 Kinder aus allen Teilen der Welt zum Nordkapp kamen. Innerhalb einer Woche hat dann jedes Kind eine Art Reliefarbeit geschaffen und daraus entstand dieses Monument, eben diese runden Gebilde. Es wird „Barn av Jorden“ genannt und soll ein Symbol sein für die Zusammenarbeit, Freundschaft, Hoffnung und Freude. Dieses Denkmal wurde am 15.04.1988 vollendet. Angeblich bleibt es 1000 Jahre erhalten. Warum nun gerade 1000 Jahre, das konnte mir niemand sagen. Vor diesem Monument steht eine Mutter mit ihrem Kind, das mit dem Zeigefinger nach Norden deutet.

Um uns aufzuwärmen gingen wir ins Restaurant bzw. in das Gebäude, welches u. a. das Restaurant beinhaltet. Im 4. Tiefgeschoss hatte man große Fächer, ca. 3 x 4 Meter in den Fels gehauen, in denen die wichtigsten Kapitel des Nordkapps dargestellt worden sind. Der Schwedisch-Norwegische König Oscar II. hat z. B. im Jahre 1873 mit seinem Gefolge von Hornvika aus das Nordkapp erklommen um ein Denkmal zu setzen.

Wir gingen durch einen Tunnel tiefer in dieses unterirdische „Gebäude“ und konnten nach einigen Metern eine kleine Kapelle bewundern, in der wir auch einige Minuten andächtig stehen blieben. Dann setzten wir unseren Erkundungsgang fort. Nach ca. 5 Minuten erreichten wir eine große Halle, die Royal North Cape Hall. Sie ist angelegt wie ein Amphitheater und sie fasst 300 Personen. Gleich am Eingang rechts entdeckten wir die Champagnerbar, von der wir schon gehört hatten. Sie war etwas größer als die im King, an der wir gestern unseren Champagner (Lies Sekt) getrunken haben. Vorn an der Grotte, denn nichts anderes war diese Halle, befand sich ein riesig großen Fenster, es erstreckte sich von der linken bis zur rechten Seitenwand. Wenn man durch dieses Fenster schaute, dann sieht man 300 m tiefer das Meer, wie es versucht mit den hohen Wellen nach den Betrachtern zu greifen.

 

Dann besuchten wir den Super-Video-Raum und wir bekamen einen wunderbaren Einblick per Film über das Nordkapp und die Insel zu jeder Jahreszeit aus den verschiedenen Perspektiven, aus dem Cockpit eines tieffliegenden Helicopters, aus der Sicht einer Schifffahrt, vom Hundeschlitten aus und von einer Schneeraupe. Die Aufnahmen entstanden mit 5 Kameras und wurden mit 5 Bildern zusammenhängend wiedergegeben. Es nannte sich Supervideograph. Angeblich wurde das Nordkapp als erster Ort der Welt hergenommen, an dem dieses System ausprobiert worden ist.

 

Gegen Mittag kam dann Nebel auf und wir entschlossen uns wieder zurück zum Hafen zu fahren. In Honningsväg holten wir noch Geld von der Post. Dann gings mit wehmütigen Blicken zum Nordkapp gewand wieder zurück. Auch auf dem Schiff trug ich noch meiner Lederjacke mit Kappe.

 

 

27.06. Wir beschlossen als nächstes Ziel Hammerfest zu nehmen. Die Fahrt verlief glatt. Alle paar Kilometer wechselte die Landschaft, Fjorde, Berge, grüne Wiesen. Wir sahen immer wieder Rentiere, in Hammerfest in der Stadt liefen sie über die Straße und hielten sich in den Gärten der Häuser auf.

Nach einer kräftigen Suppe gingen wir zu Fuß in die Stadt. Leider wurde Hammerfest im Zweiten Weltkrieg total zerstört. Somit ist eine neue Stadt entstanden, die an Sehenswürdigkeiten wenig zu bieten hat. Architektonisch gesehen gibt es eine Kirche im besonderen Stil. Weiter interessierte uns die Meridianssäule. Sie besteht aus einem Granitstein mit einer Erdkugel obenauf. Sie ist ein berühmter Vermessungspunkt. Sehr viel mehr gab es nicht zu sehen.

An diesem Abend blieben wir nicht lange auf. Vielleicht hatten wir doch noch etwas an Schlaf nachzuholen.

In Hammerfest zeigt unser Tacho 12.104 Km.

 

 

28.06.

Nach dem Frühstück wollte ich den King einige Meter zurück fahren als ich feststellen musste, dass wir einen Reifen platt hatten und zwar vorne links.

Zwangspause und Probleme?

Der King stand bedingt durch den platten Reifen vorne links niedriger als die drei anderen Ecken des Fahrzeuges. Somit passte der Wagenheber nicht an die Stelle, an der er angesetzt werden musste. Wir mussten ihn also in eine Mulde setzen. Dies gelang dann aber schließlich und wir hatten schnell das Reserverad angebracht und fuhren zu einer Werkstatt und ließen den Reifen richten. Es kostete uns ca. 60 DM. Während der Reparatur fuhren wir zu einem Aussichtspunkt oberhalb von Hammerfest und hatten eine wunderbare Aussicht auf die Stadt und die umliegenden Inseln. Somit hatte der kaputte Reifen doch auch ein Gutes. Die Zeit verging schnell und wir konnten bald das eigentliche Rad wieder ansetzen. Wir fuhren die 56 Km wieder zurück auf die „E6“, auf der wir dann wieder gen Süden fuhren. Nächsten Ziel waren die Lofoten.

An diesem Tag fuhren wir aber nur bis Nordkosboten und übernachteten mit anderen Wohnmobilisten auf einem schönen Rastplatz mit Toilette, die wir uns aber nur anschauten um dann schnell im King zu verschwinden. Wir waren 478 Kilometer gefahren.

 

 

29.06.

Wir fuhren Bjervik – Lenvik – Lodingen, dort erkundigten wir uns nach Fährschiffmöglichkeiten und Campingplätzen, beides wurde uns reichhaltig und ausführlich angeboten. Wir beschlossen in der Nähe zu bleiben. Wir waren beeindruckt von der Landschaft, obwohl wir ja noch gar nicht die Lofoten erreicht hatten sondern erst die Südausläufer der Vesterälen. Die Vesterälen sind übrigens im Sommer mehr als 2 Monate ohne Nacht. Wir befanden uns zu diesem Zeitpunkt auf den Vesterälen übrigens auf der Höhe von Alaska und Sibiriens Nordkante. Dieses Bild hier werden wir wohl nicht vergessen, schneebedeckte Berge, die bis ans Meer reichen, auf der anderen Seite das Meer und dann ein Grünstreifen auf dem die Bewohner leben und auf der anderen Seite wieder Berge nur nicht ganz so hoch wie auf der gegenüberliegenden Seite. Wir fanden einen wunderschönen Campingplatz in Sordland oder besser gesagt oberhalb Lodingen. Wir kamen uns vor wie auf einer Alm in den Alpen, wir hörten das Geläute der Glocken wie sie bei uns von den Rindviechern getragen werden, hier wurden sie von Schafen getragen. Daß wir nicht auf einer Alm in den Bergen waren, daran erinnerte uns nur das Kreischen der Möwen, die vom nahen Meer zu uns rüber kamen. Morgen würden wir nun wirklich auf die Lofoten fahren mit dem Schiff von Moskenes nach Bodo. Es kam dann aber doch ganz anders. Am Abend haben wir noch gegrillt, es gab Halsgrad und die letzten Würstchen. Wir gingen zeitig zu Bett.

 

 

30.06.

Das Wetter war durchwachsen. Es ging weiter Sordland – Melbu, dort warteten wir auf die Fähre, es war die einzige Möglichkeit um weiter auf den Lofoten gen Süden zu kommen. Nach ca. 45 Minuten waren wir wieder in dem Schlund eines Schiffes verschwunden. Wir gingen durch den Salon aufs Vordeck um zu filmen, aber der Wind war so enorm, dass wir nach wenigen Minuten diesen Platz wieder verließen. Wir tranken im Salon eine heiße Schokolade und aßen ein Teilchen (Sweety). Bald waren wir wieder auf festem Boden. Wir fuhren auf der Küstenstraße in Richtung Süden. Der Himmel war wolkenverhangen, die Berge konnte man nur ahnen und er Sturm wurde heftiger. Als wir Svolvaer erreichten sahen wir, es war gegen 13:00, für unsere Begriffe erstaunlich viele Fahrzeuge im Hafen stehen, die auf die Fähre warteten. Es lohnte sich nicht weiter auf den Lofoten zu bleiben, das Wetter war zu schlecht. Wir entschlossen uns auch diese Fähre zu nehmen um wieder aufs Festland zu kommen, außerdem war diese Fähre viel billiger als die nächste weiter im Süden. Wir stellten uns also in Reihe 2 der Wohnmobile an Stelle 12 oder 13, es war wohl eher Nr. 13 und wir warteten. Quicky saß vorn im Cockpit und beobachtete den Sturm und das Geschehen, es war so richtig Weltuntergangsstimmung.

Die Fähre kam und ca. 1 Stunde vor Abfahrt, einige Pkw waren schon wieder im Schlund verschwunden, kam ein Offizier mit 3 Kolbenringen am Ärmel und sagte uns, dass er im Moment und mit dieser Tour keine Wohnmobile mitnehmen könne, da der Sturm zu stark sei. Also drehten wir ab und stellten uns auf den Parkplatz. Es stürmte wie nie, der King wackelte heftig. Ich machte die Heizung an, denn es war auch kalt geworden. Die Scheiben waren total beschlagen, aber das spielte auch keine große Rolle, denn draußen konnte man sowieso nichts sehen vor lauter Regen.

Die nächste Fähre geht um 17:00, allerdings der Sturm hat noch nicht nachgelassen. Quicky sitzt im Wohnzimmer und schmökert und ich sitze und schreibe. Mit uns stehen noch weitere 4 Wohnmobile auf dem Parkplatz oberhalb des Hafens, auf den wir mittlerweile gefahren sind. Hier merkt man den Sturm noch etwas besser. Wir hätten uns beide die Lofoten etwas freundlicher vorgestellt.

 

Die Lofoten bestehen übrigens aus rund 80 Inseln. Nördlich davon liegen die Vesterälen, wie vorhin schon erwähnt. Die Landschaft ist faszinierend, sie ist überwiegend gebirgig, wobei die Berge in ihrer Höhe nicht zu unterschätzen sind. Sie sind aber baumlos und wirken teilweise recht wild auf den Betrachter.

 

Jetzt ist es mittlerweile 17:10. Die Fähren haben schon Verspätung. Wir wollen heute nicht mehr fahren. Zum einen heißt es die Fähren nehmen Wohnmobile auf, dann wieder heißt es sie können keine Wohnmobile mitnehmen, dann wiederum heißt es mal sie nähmen Mobile mit auf Risiko des Fahrers, das könnten wir uns eh nicht leisten weil wir die Verantwortung nicht übernehmen können und auch nicht wollen. Eben sagt mir jemand von der Reederei, dass man erst das Schiff säubern müsse, weil zu viele Passagiere die Fische füttern wollten, was wohl oftmals nicht so recht gelang.

Es ist entschieden, wir bleiben hier. Der Sturm peitscht den Regen gegen die Scheiben, wir kommen uns vor wie in einer Autowaschanlage, wir werden gar fürchterlich geschüttelt.

Bis zum heutigen Tage sind wir 4.325 Km gefahren. Der Verbrauch liegt bei 13,3 Ltr.

 

 

Unsere Planung ist und war:

29.06. Lofoten

30.06. Lofoten bis A

01.07. Überfahrt zum Festland

02.07. Fahrt zum Polarkreis

8 Tage Rest bis zur Fähre

Zu fahrende Km pro Tag ^83

Entfernungen Fauske Moi Rana 182

 Rana bis Trondheim 547

 Trondheim - dal 116

  Opdal –Dombas 82

 Gudbrandsdal

Dombas bis Lillehammer 160

 Lillehammer bis Oslo 189

Oslo – Hall 114

 Hall – Göteborg 202

 

Das Gudbrandsdal wird etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen. Es ist ein Tal aus dem Bilderbuch. Man hängt alten Bräuchen nach, ohne es aber zu übertreiben. Etliche Künstler sind inspiriert worden, z. B. hat der Dichter Henrik Ibsen hier seinen „Peer Gynt“ untergebracht. Auch Edvard Grieg, der Komponist, ließ sich bei der Vertonung von „Ibsens Geschichte“ von dieser Landschaft anregen.

01.07.

Um 07:00 ist wecken. Das war zwar nicht ausgemacht, aber das konnten die Möwen wiederum nicht wissen. Sie kreischten derart laut und intensiv, dass wir nicht mehr schlafen konnten. Wir waren auf der anderen Seite auch gespannt, ob wir die Überfahrt machen können oder nicht. Der Sturm hatte sich gelegt. Um 08:00 kam die Fähre, wir zahlten und verschwanden wieder im „Bauch“ der Fähre. Ich glaube wir beide dachten noch daran, ob das Meer sich wieder beruhigt hat oder ob die Wellen noch hoch sein würden. Gesagt hat es keiner von uns beiden. Es war frisch draußen an Deck und ich trug in bewährter Weise wieder meine Lederjacke, Quicky blieb auch an Deck, die Fähre wiegte leicht und gleichmäßig nach links und dann nach rechts, vielleicht war es auch umgekehrt. Wir fuhren an vielen kleinen Inseln vorbei und man erkannte nicht sehr weit ab vom Schiff einige Untiefen, der Steuermann kannte sich offensichtlich aus. Wir konnten uns nicht satt sehen an dieser herrlichen Landschaft. Das hätten wir wahrscheinlich gestern alles nicht gesehen. Plötzlich tauchte an steuerbord eine etwas größere Insel auf und ein kleines Dorf mit etwa einem Dutzend Häusern wurde sichtbar. Wir wussten nicht auf welcher Seite des Schiffes wir zuerst schauen sollten, zumal ich ja auch gefilmt habe und ich wollte so viel wie eben möglich aufnehmen. Ich merkte zunächst nicht einmal wie meine Finger etwas steif und unbeweglich wurden durch die Kälte, den Wind und die doch feuchte Luft. Vergessen war der Sturm des vergangenen Tages und der vergangenen Nacht, als er versuchte uns in den Schlaf zu wiegen und das Gegenteil bewirkte. Wir waren wieder auf dem Weg gen Süden, was mir persönlich nicht behagte, aber ich hatte ja noch einen anderen Punkt auf dem Nordpolarkreis vor mir, und darauf war ich nun einmal gespannt, damit tröstete ich mich auch ein wenig, wir waren ja noch sehr weit im Norden. Die letzten 20 Minuten der Fahrt nutzten wir unter Deck uns ein wenig aufzuwärmen bei einer Tasse heiße Schokolade.

Wir verlassen die Fähre und nach 30 Km Fahrt halten wir in einem kleinen Ort an einem Fjord und kaufen uns 4 noch warme Semmeln für je 4 NKR, das sind ca. 0,98 DM. Wir essen sie mit Genuß.

Beim Km-Stand von 13.270 erreichen wir den Polarkreis in Norwegen. Schon zig Kilometer vorm Erreichen dieses Punktes wurde die Landschaft karg und kahl, so wie ich mir eigentlich immer den Bereich um den Arctic Circle vorgestellt habe. Schneeflecken tauchten rechts und links der Straße auf, der Schnee verdichtete sich je höher man den Berg hinauf schaute. Kein Strauch oder gar Baum war sichtbar, soweit man sehen konnte. Die Wolken hingen tief und fegten über die runden Kuppen hinweg. Ab und an blinzelte einmal die Sonne durch die Wolken so als ob sie uns zeigen wollte, dass es sie noch gibt. Ja, das entsprach meinen Vorstellungen, ich fühlte mich wohl. Schon von weitem erblickten wir auf der linken Seite voraus den runden Bau des Polarkreiszentrums. Dieses Bauwerk besichtigten wir dann auch zuerst, wir hatten Glück, denn in ca. 10 Minuten beginnt eine Dia-Show, die wir uns nicht entgehen lassen wollten. Wir hatten noch den DIA-Vortrag vom Nordkapp im Gedächtnis und dagegen fiel dieser Vortrag sehr mager aus. Man stellte Norwegen im Zeitraffertempo insgesamt vor und das war eben hierfür der falsche Ort. Wir beschlossen nun uns die Umgebung draußen anzusehen. Wir zogen den Reißverschluss der Jacke etwas höher und gingen hinaus. Quicky hielt es nicht lange aus draußen und ging zurück zum King. Ich war in meinem Element und zog immer größere Kreise um das Polarkreiszentrum. Um einen größeren Überblick zu bekommen erklomm ich eine Anhöhe und war von dieser Umgebung begeistert. Das war „mein“ Punkt auf dem Polarkreis. Etwas widerwillig ging ich dann ganz langsam zurück zum King. Quicky erwartete mich schon mit einer heißen Suppe und dann nahmen wir Abschied vom Arctic Circle und fuhren noch bis MO I RANA. Ich fuhr nicht so schnell wie sonst all´ die Tage, denn jeder Kilometer, der mich mehr vom Polarkreis trennte tat mir weh, insbesondere eben dieser Punkt des Circle, der mir so gut gefiel vielleicht weil er einfach meinen Vorstellungen entsprach.

Dort in MO I RANA fanden wir einen Parkplatz, wo wir übernachteten.

 

 

02.07.

In dreizehn Tagen werden wir schon wieder im „tiefen Süden“ sein. Am liebsten hätte ich kehrt gemacht. Quicky zeigte diese Ambitionen nicht. Ich gehorchte. Wir gingen in die City und kauften Semmeln, wie sie in Bayern genannt werden. Gleichzeitig schauten wir uns die Auslagen in den Geschäften an und bummelten ein wenig, mir war jeder Aufenthalt recht. Zum Bäcker gingen wir zwei Mal, weil wir die „Kronen“ im King vergessen hatten.

Die Straßen blieben schmal, es ging entlang der Fjorde, rauf auf den Berg bis zum Schnee, kaum waren wir oben da hieß es „low gear“ und es ging wieder talwärts. Wir bestaunten einige kleine Dörfer der Lappen und bewunderten die Leute, die hier wohnen. Ich liebe die Einsamkeit über alles, allerdings hier hätte ich mich auch erst dran gewöhnen müssen, ich hätte es aber geschafft. Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit lag bei gerade 50 Km/h, die Pausen wurden hierbei nicht eingerechnet, aber das erklärt sich ja von selbst.

Am späten Nachmittag kam ein kleiner Campingplatz an einem See in Sicht, an dessen Ufer wir schon eine gewisse Zeit entlang gefahren waren. Wir suchten eine halbwegs ebene Fläche für unseren King. 12 Volt ausgeschaltet, 220 Volt einschalten, fertig. Wir schlenderten hinab zum See. Wieder bestaunten wir diese herrliche Umgebung und die Landschaft. Nach dem 2 Möwen mehrere Angriffe auf uns gestartet hatten, die wir erfolgreich abwehren konnten, gingen wir zurück in Richtung King. Die beiden hatten wir wohl gestört oder wir waren zu nahe an ihre Brutstätten geraten. Sie hatten bestimmt nichts gegen uns. Wir plauderten noch mit 2 Deutschen Ehepaaren, die mit Gespannen unterwegs waren vom Nordkapp kommend. Da gibt es natürlich viel zu erzählen und Erfahrungen auszutauschen.

Wir setzten unseren Spaziergang fort immer wieder die Sonne beobachtend, mittlerweile war sie wieder da, rätselnd wie rot sie denn wohl heute am Horizont stehen würde. Ich wünschte mich bei diesen Situationen immer wieder zum Nordkapp zurück aber mehr und mehr Kilometer setzten sich zwischen uns und den fast nördlichsten Punkt des Europäischen Festlandes.

Ich dachte noch einmal an den heutigen Nachmittag und die Fahrt bis hierher. Die Sonne schien immer öfter. Wir hatten sogar noch einmal angehalten und einen kleinen Sparziergang an einem tosenden Wildbach gemacht. Gegen 14:00 hatten wir noch ein nennenswertes Erlebnis. Wir verließen Nord Norge, dies wurde uns durch ein großes Gebilde mitgeteilt, welches aus Holz gefertigt über die Straße gebaut worden war. Es bestand rechts und links aus querliegenden Holzbalken in einer Länge von ca. je einem Meter, dazwischen hatte man senkrechte Hölzer gefertigt in den Farben oben blau dann weiß und dann rot. Die Hölzer lagen dicht beieinander und waren gefaltet, wie wenn man ein Blatt Papier im Format Din A4 6 bis 8 mal faltet. Das war das Wahrzeichen von Nordland, wir waren nun auch schon wieder südlich von dieser „Grenze“. Wir kamen uns also schon weit im Süden vor, dabei hatten wir noch nicht einmal Trondheim erreicht. Auch an diesem Wahrzeichen hielten wir selbstverständlich an um zu Filmen aber auch um Abschied von Nord Norge zu nehmen.

Unser Weg führte uns dann weiter nach Namdalen und wir erreichten das Trondelag.

 

 

03.07.

Die Nacht war ruhig und wir setzten uns in Bewegung nach Trondheim. Ich war gespannt wie die Stadt wohl ausschauen würde. Zum letzten Male hatten wir sie vor 19 Jahren gesehen, damals war sie Wendepunkt unserer Reise zurück gen Süden, als wir die Fjordlandschaft von Norwegen besucht haben.

Ca. 150 Km vor Trondheim werden die Straßen etwas breiter vor allen Dingen aber besser. Wir durchfahren noch einmal einige Tunnels, für die wir dann später auch zahlen müssen. Die Gegend wird lieblicher, saftiges Grün taucht wieder auf und die Berge haben keine weißen Flecken mehr, es wird auch wärmer und meine Erinnerung und mein ganzes Denken liegt im Bereich von Nord Norge, mir ist zum Heulen zumute, aber das tut man ja nicht und es würde wohl auch nicht auf Verständnis treffen. Ich fresse den Schmerz in mich hinein. Die Täler werden weiträumiger. Mit diesen Gedanken erreichen wir Trondheim und fahren zum Hafen. Dort soll es einen Stellplatz für Wohnmobilisten geben mit Möglichkeiten der Ver- und Entsorgung. Pir 2, so zeigt uns ein Schild den Weg und um die Ecke biegend sehen wir schon zahllose Wohnmobile dort stehen. Wir gesellen uns zu ihnen und stellen unseren King ab. Wir dürften jetzt 5 Tage kostenlos stehen bleiben, so sagt die Vorschrift.

Wir machen uns „landfein“ oder in diesem Fall besser „stadtfein“ und bummeln durch die Straßen von Trondheim. Wir bestaunen die Lagerhäuser, die dicht gereiht an einem Kanal entlang der Straße stehen. Von hinten betrachtet sieht man, dass sie auf Pfählen stehen, denn ein großer Teil der Stadt ist von Kanälen durchzogen. Die Fronten sind mit unterschiedlichen Farben gestrichen und es ergibt sich ein buntes Bild, wie wir es schon von Prospekten her kannten. Der Weg führt uns dann selbstverständlich auch zum Dom, zur Nidaros Domkirche, die uns ungemein beeindruckt. Mir gelingt es gerade noch ins Innere zu schlüpfen, denn man will schließen, es ist 15:45. Ich erfahre dann, dass um 16:00 geschlossen wird. Quicky steht noch draußen und lauscht den Erklärungen einer charmanten Dame, die in einen langen dunkelroten Mantel gehüllt ist. Mir ist schon warm und ich bin nur mit einem Hemd und einer dünnen Hose bekleidet.

Zurück gehen wir noch durch einige kleine Gässchen, hier ist ein Trondheim, wie es dem Touristen nicht gezeigt wird. Wir suchen eine Pizzeria auf, die uns wärmstens empfohlen wurde. Wir bereuen es nicht. Eine Wendeltreppe führt uns in ein Kellergewölbe. Diese Treppe wären wir nie hinab gestiegen, wenn man es uns nicht erklärt hätte. Unten angekommen sind wir trotz „Vorwarnung“ noch einmal angenehm überrascht. Vor uns tut sich ein kleiner Raum auf, links an der Wand 2 kleine Tischchen für je 4 Personen, es stehen Kerzen auf jedem Tisch. Die Wände werden durch kleine Lampen oberflächlich erhellt. Rechts steht auch ein kleiner Tisch an der Wand. Der Raum wird nach vorne hin abgeschlossen durch eine Theke mit 3 Barhockern und hinter dieser Theke steht ein Schwarzer, der sich um das leibliche Wohl der Gäste kümmert, zumindest nehmen wir das an. Wir bestellen 2x Pizza, 1 Bier, 1 Limonade, diesen Begriff kennt man nicht, dafür kommt dann 1 Wasser, welches geringfügig nach Zitrone schmeckt. Als der Kellner dann eine Pizza in den Ofen schiebt klappen unsere Kinnladen nach unten. Sie ist so groß wie ein Rad unseres King. Sofort kommt uns der Gedanke, dass wir besser wohl nur eine oder gar eine halbe hätten bestellen sollen. Nun, wir orderten zwei. Dann kam aber doch alles ganz anders und wir brauchten uns nicht zu überfressen. In der Mitte des Gewölbes steht ein Tisch und darüber hängt eine Infrarotlampe. Die nun fertige Pizza wird in einen Korb unter die Lampe gelegt. Sie ist schon in viele kleine Stücke angeschnitten und nun können wir so lange Pizza essen, bis wir sie nicht mehr sehen können. Wir können aber auch vorher aufhören. Immer, wenn eine Pizza alle ist, wird eine neue aufgelegt. Die weitere Pizza ist dann anders belegt als die vorherige. Was mich an der zweiten störte waren die Ananasstücke. Wir geben also auf, an der ersten Pizza hatten sich andere Gäste auch beteiligt. Wir trinken noch einen Kaffee auf Kosten des Hauses, den uns der Kellner anbietet. Sehr viel langsamer gingen wir zum King zurück und sonnten uns. Am Abend bewaffneten wir uns mit der Kamera und dem Fotoapparat, wie wir es schon viele Male auf dieser Reise gemacht hatten um den Sonnenuntergang festzuhalten. Wir erlebten einen romantischen Sonnenuntergang Somit gingen wir kurz nach 00:00 zu Bett. Ein wunderschöner Tag mehr geht zu Ende.

 

 

 

 

04.07.

Wir lassen uns Zeit, denn wir haben gut geplant auf unserer Reise und es besteht kein Grund zu Eile. Im Gegenteil, wir sind eigentlich schon etwas weiter als wir hätten sein müssen. Um 09:00 haben wir schon wieder 19.5 ° C. draußen und im King sind es bereits 22,5 ° C. Wir entsorgen hier in Trondheim unser Abwasser und versorgen uns wieder mit Frischwasser. Dann geht es bis Dombas, ein nettes kleines aber heftig pulsierendes Städtchen. Wir tätigen einige Einkäufe und gehen noch einmal zum Touristoffice um einiges über das Gudbrandsdal zu erfahren. Dies ist ja auch Peer Gynts Reich. Die Legende erzählt übrigens von einem König, der den Göttern einen Sohn schenkte. Der Bub hieß Brand und so entstand der Name Gudbrand. Das längste Tal Norwegens erhielt also diesen Namen. Das Tal beginnt westlich des Sees Lesjaskogratnet bei Bjorli in 612 m MSL und endet am Nordende des Mjosa Sees, 412 m niedriger, das ist eine Strecke von  203 Km. Im Süden liegt übrigens die nun jedem bekannte Stadt Lillehammer, die wir später noch besuchen werden.

Es ist heiß hier in Dombas und wir entschließen uns nur noch wenige Kilometer zu fahren um dann im Grünen etwas oberhalb des Flusses unser „Lager“ aufzuschlagen.

Wir finden diesen Platz sehr schnell. Wir stehen etwas abseits von weiteren 5 oder 6 Campern oberhalb des Flusses, auf den wir hinab schauen können. Wir erlauben uns unseren Camper oberflächlich zu waschen und dann ist Pause angesagt. Wir liegen in unseren Stühlen und lassen es uns gut gehen.

 

 

05.07.

Weiter geht es durch dieses schöne Tal. Es erinnert uns ein wenig an unsere Heimat Bayern und an Gebiete in Austria. Immer wieder finden wir Hinweise auf Peer Gynt, wie nach ihm benannte Wanderwege oder Museen etc.

 

   Dieser Peer Gynt ist eben eine Berühmtheit Norwegens, die der Weltkultur angehört. Er war aus Fron, Bauer in Haga. Er hat einen Dichter zu einem Meisterwerk veranlasst (Henrik Ibsen). Der Komponist Edward Grieg schrieb dann die Musik dazu. Es gab ihn wirklich, diesen Peer Gynt. Seine Familie kann mehrere hundert Jahre zurück verfolgt werden.

Im Theater kann man ihn sehen in Kniehosen, Zipfelmütze und kurzem Rock, immer ausgelassen wir ein Füllen. Am besten aber stellt man ihn sich vor im Gebirge unter weitem Himmel. Man stellt sich vor, wie er flüchtend Rentiere schießt und wie er am Abend über die mondbeschienene Heide wandert oder bei Sturm und Unwetter in der Sennhütte sitzt bei offenem Feuer, während ihn die Kobolde aus dem Dunkel rufen.

Es gibt zur bestimmten Zeit ein Festival „Peer Gynt“.

 

Wir verlassen die E6 und schauen uns Lillehammer an. Vor 19 Jahren waren wir schon einmal hier, aber es ist nicht wiederzuerkennen. Wir schlendern durch die Fußgängerzone Storgate, es soll Norwegens schönste Fußgängerzone sein, zumindest ist sie durch die XVII Olypischen Winterspiele weltweit bekannt geworden. Quicky kauft eine Strickjacke, wie wir sie vor wenigen Tagen noch gut hätten brauchen können, aber der nächste Winter kommt ja bekanntlich bestimmt, auch bei uns in Deutschland. Z. Zt. kommt man schon ins Schwitzen, wenn man sich nur die Plastiktüte anschaut in der sie sich befindet.

Nachdem wir uns auch das neue Einkaufszentrum an der E6 angeschaut haben kaufen wir noch eine Elchwurst und eine Rentierwurst und dann geht es weiter. Nach einiger Zeit fahren wir ab von der E6 um einen Campingplatz aufzusuchen. Es ist spät genug geworden. Wir folgen lange Zeit einer recht schmalen Straße, nachdem uns ein Einheimischer auf die richtige Spur gesetzt hat. Der Platz ist überfüllt. Wir sollen uns außerhalb hinstellen ohne Strom für 100 NKR, das wollen wir nicht. In entgegengesetzter Richtung, ca. 20 Km entfernt ist noch ein Campingplatz. Die Straßen werden immer schlechter, es staubt wie in der Wüste und der King zittert als führen wir auf einem riesigen Waschbrett. Er tut mir richtig leid. Stop, hier ist der Platz. Angeblich ist auch noch ein Stellplatz frei, allerdings auch ohne Strom an einem kleinen Hafen. Wir akzeptieren. Wir stehen auf einer Grasfläche, rechts, vor uns und links stehen Wohnwagen, Wohnmobile und Zelte, wir fühlen uns nicht recht wohl in der Mitte, aber es ist sehr ruhig. Manchmal kommt ein Fahrzeug und dann erkennt man in dem Staub sehr gut die Strahlen der Sonne zwischen den Bäumen. Nachdem wir uns noch ein wenig gesonnt haben beginnen wir mit dem obligatorischen Rundgang zur Erkundung. Für die Duschen brauchen wir eine Münze, wir duschen nicht. Für die Sanitärgebäude mit Waschräumen benötigen wir keine Münze.

Gegen 22:10 erleben wir einen Sonnenuntergang, wie wir ihn noch nicht gesehen haben. Wir wollen noch unsere Fotoausrüstung holen, aber als wir zurück kommen ist es schon zu spät, die Sonne ist verschwunden. Wir werden ihn in Erinnerung behalten. Die Nacht ist viel zu kurz, trotz 3 offener Dachluken und eines offenen Fensters war es unerträglich heiß.

 

 

06.07.

Wir frühstücken draußen. Um 09:00 haben wir schon 20 ° C. Es wird wieder heiß. Also zuckeln wir wieder los und hinterlassen abermals eine riesige Staubwolke, obwohl wir max. 20 Km/h fahren eher langsamer. Nach 78 Km. verlassen wir die E6 wieder und fahren 7 Km in Richtung Küste. Vor uns taucht ein schöner Campingplatz auf. Vielleicht sei noch erwähnenswert, dass wir an der Grenze noch einmal auf Schwedischer Seite anhalten. Wir gingen noch einmal nach Norwegen zurück um 2 Ansichtskarten zu kaufen. Wir schreiben sie gleich und werfen sie auch dort noch in den roten Kasten. „Herzliche Grüße aus Norwegen“.

Nun sind wir auf dem Campingplatz. Wir suchen uns einen schönen Stellplatz und gehen über die Klippen zum Meer, wo wir uns niederlassen um die schöne Landschaft zu genießen und den Blick über das Meer schweifen zu lassen. Wir holen uns einen satten Sonnenbrand. Lt. einem Telefonat aus der Heimat hätten wir so weit nicht zu fahren brauchen, den hätten wir uns auch dort holen können. Wer weiß. Das war ja aber auch nicht der Grund unserer Reise. Der Campingplatz hieß übrigens Lökholmens Camping.

 

 

07.07.

Die Sonne steht hoch am Himmel, als wir aufstehen, es ist 09:15, aber heute ist ja auch Pause angesagt. Am Abend zuvor haben wir noch bis 22:20 der Sonne nachgeschaut. Jetzt um 10:50 haben wir 24,9 ° C. Ich werde mich wohl im laufe des Tages im King verkriechen, Zunächst klettern wir aber nach dem Frühstück wieder über die Felsen in Richtung Meer um noch einmal diesen herrlichen Anblick zu genießen. Wir schauen auf das Meer und auf die vielen kleinen Inseln, die kleinen roten Häuser und die weißen Leuchttürme, die im krassen Gegensatz der Farben markant auf einem kleinen Fels im Meer stehen. Wir opfern auch noch 1 ½ Minuten Film. Ich habe „opfern“ geschrieben, weil wir nur noch 10 Minuten Film übrig haben. Es ist aber notwendig.

Mittlerweile sitze ich wieder im King und es ist so warm geworden, dass auch Quicky in den King gekommen ist. Ich schaue auf die runden Felsen, die den Blick auf das Meer verhindern, aus den Lautsprechern im Radio erklingt die Melodie Mondlicht von Cats, ich habe eben eine CD aufgelegt. Quicky liegt auf dem unteren Bett, welches eigentlich Vanessa gehörte, wenn sie dabei wäre, aber sie ist es nicht. Es erklingt „Wiener Blut“. Es ist gemütlich hier und wir sind nicht direkt der Sonne ausgesetzt.

Gegen Abend gehen wir noch einmal an den Strand und nehmen Abschied von dieser herrlichen Kulisse. Morgen geht es weiter nach Süden, mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, ich hätte es wissen müssen, dass auch diese Zeit einmal vorüber geht.

 

 

08.07.

Wir lassen uns wieder viel Zeit, dann wieder die entsprechenden Vorbereitung und Checks, Sicherheitsüberprüfung, die 100 PS surren wieder, wie die ganze Zeit vorher auch. Langsam fahren wir zurück zur E6. Bei Tanum fahren wir noch einmal ab, die Felsen in dieser Gegend tragen Zeichen oder Zeichnungen aus der Bronzezeit. Man erkennt in den Fels geritzte Krieger, Musikanten und auch Schiffe, die nahezu identisch sind mit den Wikingerbooten.

Die Temperatur beträgt 21 ° C.

Gegen 14:00 fahren wir wieder einmal ab von der E6 wieder in Richtung Meer. Wir wollen nach Trellebystrand. Wir entdecken den Campingplatz sofort. Unser Km-Stand mittlerweile 14.664. Der Platz liegt in einer Bucht und wir entdecken sofort eine Unmenge von Quallen. Wir bleiben nicht lange am Strand. Quicky zaubert einen Salat, wir grillen. Ich habe die Stena-Line angerufen, weil wir schon am 10.07. übersetzen wollen statt am 11.07. Somit haben wir noch einen Tag mehr in DK. Es bleiben uns noch 5 ½ Tage mit unserem King. Es gab Steak und Schnitzel zum Essen. Wir wollten uns ein wenig die Beine vertreten, im Endeffekt wurden 2 ½ Stunden daraus. Während dieses „kleinen“ Spazierganges entdeckten wir einen weiteren kleinen Campingplatz in einer Mulde voraus. Er war ganz von Felsen umgeben, nur eine schmale Seite war offen nämlich die zum Meer hin. Wir stahlen uns auf den Platz, er interessierte uns. Wir kletterten auf die Klippen und setzten uns auf die von der Sonne erwärmten Steine. Mittlerweile war es 21:15 geworden, die Sonne würde gegen 22:10 ins Meer eintauchen. Wir hatten lange nichts von unserem Jhonny gehört, also riefen wir in an aus dieser Idylle. Bei ihm zuhause war alles in Ordnung. Es wurde ein sehr schöner Sonnenuntergang, zufrieden gingen wir zum King zurück.

Wir sitzen noch einen Moment auf der „Terrasse“ bevor wir zu Bett gegangen sind. Wir hatten eine hohe Luftfeuchtigkeit und es wurde unangenehm hier draußen. Wir haben um 23:30 den Eindruck, dass es wieder dunkel wird und wir schalten das Licht im King ein. Wir haben es nie vermisst, dass es nicht dunkel wurde. Es stört uns ein wenig. Wir schlafen wunderbar.

 

 

09.07.

Die übliche Zeremonie, dann fahren wir langsam weiter, leider immer in Richtung Süden. In Lysekel, im nächsten Ort mit kleinem Hafen, herrscht emsiges Treiben. Auf dem Dorfplatz spielen 4 alte Herren nette Musikstücke. Die Straßen sind mit Fähnchen geschmückt, wie wir es ja nun schon oft gesehen haben. Die Menschen hasten nicht von einem Geschäft zum anderen sondern sie schlendern und lassen sich Zeit, wie wir es beinahe jetzt 4 Wochen lang beobachten konnten. Wir wollen heute noch den Hafen von Göteborg anfahren.

Auf dem Rückweg gehen wir in ein Fischgeschäft am Hafen und kaufen 2 große Lachssemmeln, eine mit geräuchertem und eine mit Marinade eingelegtem Lachs. Quicky hat beide genussvoll verzehrt. Ich bekam dafür Pepperoni-Würstchen. Den restlichen Kartoffelsalat verzehrten wir beide gemeinsam auf einem Rastplatz ca. 30 Km vor Göteborg. Hier liefen wir gegen 17:45 ein. Es dauerte lange bis wir den Entschluß gefasst hatten uns auf einen Parkplatz der Stena-Line zu stellen. Wir waren Nr. 3. Jetzt ist es 22:30. Wir sitzen im King und schauen zu, wie sich eine Fahrspur nach der anderen füllt mit Fahrzeugen, die auf die Fähre warten, die um 23:30 ablegen wird. Aus den drei Fahrzeugen hier wurden mittlerweile mehr als ein Dutzend. Die Sonne ist hinter den Häusern der Stadt verschwunden, es wird Nacht, der Himmel hat sich rot verfärbt. Wir haben noch kein Licht gemacht, uns fasziniert ein wenig die Hafenatmosphäre und das Treiben hier. Dies wird die letzte Nacht in Schweden sein.  Aus den Lautsprechern erklingt: Ich bin kein Dichter kein Poet...

Morgen werden wir die Fähre um 09:30 nehmen, die uns dann nach DK bringen wird. Adios Sverige.

 

 

10.07.

Quicky steht um 06:30 auf. Sie hat nicht viel geschlafen. Ich schaffe es mein Aufstehen um 45 Minuten zu verzögern. Wir fahren den letzten Kilometer in Schweden und stehen als No. 1 auf Spur 6. Das Frühstück schmeckt, nebenbei gibt es viel zum Sehen, u. a. kommen wohl ein Dutzend Motorräder, die auch mit auf die Fähre wollen. Dann kommen wir in Druck. Der Mann in Rot von der Stena-Line winkt uns unser Triebwerk zu starten und loszurollen, aber ich stehe noch im Bad und putze mir die Zähne, also fahren zunächst Pkw auf die Fähre, aus diesem Grund wird dann die Einfahrt auf die Fähre etwas enger. Wir stellen den King ab und begeben uns an Deck Nr. 11 und legen auch bald ab. Der Diesel surrt, wir verlassen mit nicht einmal halber Kraft den Hafen, dann nach ca. ½ Stunde geht ein Zittern durch den Rumpf, volle Kraft voraus. Wir fahren auf einer quirlenden weiß/hellgrünen „Straße“, die von den Schrauben verursacht wird. Adios Göteborg, freundliche Stadt Schwedens, adios Sverige, Du Land der Freude, du Land der Freundlichkeit, der Weite und der noch inneren Ruhe. Wir werden Dich vermissen.

Wir kommen pünktlich vom Schiff, nicht ohne dass Quicky mich auf einem rot metallic farbenen Feuerstuhl fotografiert hat.

Wir fahren wieder gen Norden, allerdings nur 40 Km, dann erreichen wir Skagen, es ist viel Betrieb auf der Straße und es ist hektisch, wie wir es fast 4 Wochen nicht gekannt haben. Wir vermissen die Ruhe. Nach weiteren 7 Km erreichen wir die Spitze Dänemarks, wir erreichen Grenen. Wir trauen unseren Augen nicht, so viele Fahrzeuge und Menschen sind hier. Für 5 Kronen stellen wir unseren King im heißen Sand ab. Wir stapfen durch den weißen weichen Sand, der Schweiß läuft in Strömen, wo immer er nur laufen kann. Wir verzichten auf einen Wagen zu steigen der von einem riesigen Traktor gezogen wird. Am Wasser angekommen wird der Sand etwas fester. Wir gehen in eine Richtung in der es schwarz von Menschen ist. Man erkennt schon an der Form, die durch die Menschen gebildet werden, welche Form dieses Stück Land haben muß. Dann erreichen auch wir den Punkt zwischen Skagerrak und Kattegat.

Wir bewundern wie alle anderen den Fluß der Wellen, sie schlagen einmal gen Osten und einmal gen Westen. D. h. die Wellen schlagen gegeneinander und die Gischt spritzt hoch. Auch hier filmen wir noch einmal. Dabei erwischen wir auch einen dieser Traktoren mit einem einachsigen Hänger, der wieder einmal eine Fuhre Menschen abwirft.

Wir verweilen nicht lange hier, denn für 5 Kronen kann man 50 Minuten parken. Es sind schon 55 Minuten vergangen. Jenseits der Dünen ist es wieder unerträglich heiß und wir fahren bald nach Skagen zurück, wo wir noch durch die Stand bummeln. Ich gehe zum King zurück und Quicky kauft noch 2 Riesenbockwürste mit Senf und Ketchup und getrockneten Zwiebeln und frischen Zwiebeln und Gurkenscheiben und gelblicher Marinade und das alles liegt in einer langen Semmel. Es ist kein Wunder, dass beim Reinbeißen fast alles nach außen quillt, es gibt eine riesen Sauerei. So sahen wir dann auch aus. Wir fanden Reste vom Kingboden bis zu unserer Nasenspitze, nur die einzelnen Marinaden waren nicht mehr erkennbar. Geschmeckt hat es ausgezeichnet. Beim nächsten Mal werden wir alles auf einen Teller legen und es mit Messer und Gabel verspeisen.

Nachdem wir uns gereinigt haben fahren wir weiter. Neugierig wie wir sind folgen wir einem Schild „Sehenswürdigkeiten“ und fahren in einen schmalen Waldweg. Nach ca. 1 ½ Kilometern kommen wir an einer Holzbarriere zum Stehen. Vor uns in etwa 150 m Entfernung türmen sich ca. 20 m hohe Sanddünen auf. Wir schließen den King ab und stampfen durch den Sand in Richtung Düne. Etwas außer Atem erklimmen wir sie dann auch noch, es ist erlaubt, um in geringer Entfernung eine weitere hohe Düne zu sichten. Wir entschließen uns nicht weiter zu gehen und kehren um. Es sind schon hohe Dünen, so etwas haben wir vorher noch nicht gesehen.

Es geht weiter in Richtung Hirtshals, aber nur einige Kilometer, dann folgen wir dem Schild „Camping 7 Km“, das kommt uns gerade recht. Man macht uns per Schild auf Steinschlag aufmerksam. Wir hatten es noch nicht ganz wahrgenommen, da gab es auch schon einen Schlag an der Windschutzscheibe. Ein Kleinbus, der uns entgegen kommt hat Steine aufgewirbelt. Die Geschwindigkeitsbegrenzung war 40 Km/h. Der fuhr bestimmt mehr als 60 Km/h. Wir sehen 2 Löcher in der Scheibe, was sich bei genauerer Betrachtung allerdings als 2 tote Fliegen erkennen lässt. Uns fällt ein Stein vom Herzen, das hätte gerade noch gefehlt. Auf dem Campingplatz angekommen untersuchen wir die Scheibe noch einmal genauer, Gott sei Dank nichts. Schon bei der Ankunft

macht dieser Platz einen guten Eindruck auf uns. Wir fühlen uns sofort wohl auf Skiveren Camping. Das erste Mal bekommen wir ein Gefühl von „Urlaub“, Urlaub in einer Form, wie wir es seit vielen Jahren kennen, wie wir ihn mit dem Wohnwagen gemacht haben. Stühle und Tisch raus. Unser Platz ist so groß, daß man bequem 2 Wohnmobile unterbringen könnte und alle hätten Platz genug. Also Urlaub, anderer Urlaub. Diese Stimmung kann vielleicht nur derjenige beurteilen, der in einem großen Urlaub so unzählig viel unterschiedliche Stimmungen und Wahrnehmungen erleben durfte.

Nach der Pause sehen wir uns den Platz genauer an. Wir gehen auch zum Strand. Durch die Dünen ist ein Durchbruch gemacht worden, wo wir hindurch gehen. Der Sand ist weich und weiß und warm. Es ist auch hier wunderschön. Was ganz unangenehm auffällt sind die Fahrzeuge hier am Strand. Nun ist es schon verhältnismäßig spät und somit sind es nur noch wenige Fahrzeuge. Wir versuchen sie zu übersehen in diesem Bild von Sand und Dünen und Meer.

Wir schultern dann noch einmal unsere Kamera um auf den Sonnenuntergang zu warten. Bei jedem Foto hoffen wir, dass die Kamera bei dem Sturz am Nordkapp nur äußerlich beschädigt ist. Sie war es Gott sei Dank.

 

 

11.07.

Der Tag vergeht wie im Fluge. Das Wetter könnte nicht besser sein. Am Tage 23 bis 26 ° C., die Nächte sind kühl, somit kann man gut schlafen und es ist Erholung pur. Wir machen Spaziergänge und lassen die Seele baumeln. Am Abend bummeln wir noch einmal zum Strand. Auf dem Rückweg gehen wir den Klängen einer Band nach und gelangen zum campingeigenen Restaurant. Wir lauschen diesen Klängen ein wenig und genehmigen uns ein Eis. Quicky antwortet auf die Frage hin: „Mit Schaum“?, „ja, aber nur ein wenig“. Ich stimme begeistert zu und meine „damit es kann auch mehr sein.“. Wir stellen dann fest, dass dieser Schaum aus reinem Zucker besteht. Ich hatte mehr an Schlagsahne gedacht. Egal, es hat auch geschmeckt. Am King zurück war es schon wieder 23:45. Morgen geht es endgültig heim. Ich bin voller Wehmut und möchte eigentlich gar nicht zu Bett gehen und wünschte mir, dass die Zeit stehen bleiben möge. Sie wird aber nicht stehen bleiben, ich weiß es.

Einige Zeit später genehmigt Quicky, dass wir noch einen Tag in der Heide bleiben, ich freue mich riesig, wieder ein Tag mehr unterwegs. Nein, wir stellen sogar fest, dass es 2 Tage sind, um die ich mich vertan habe.

 

 

12.07.

Entgegen unserer ersten Planung den King noch zu putzen lassen wir es dann doch. Gegen 11:00 sind wir wieder on the road. Auf der rechten Seite wird die Straße gesäumt von hohen Dünen, dahinter bleibt das Meer verborgen. Hin und wieder treten die Dünen zur Seite und geben den Blick frei auf kleine nette Feriendörfer oder es taucht auch ein Fischerdorf auf. Im Augenblick stehen die Kutter im Hafen und warten auf den nächsten Fangeinsatz. Es ist eine herrliche Kulisse und die 200 Km vergehen sehr schnell obwohl wir uns viel Zeit während der Fahrt lassen.

Dann steuern wir den letzten Campingplatz an für diese Reise. Er liegt direkt an der Küstenstraße, das kleine Dörfchen in der Nähe heißt Bovbjerg. Der Platz ist ganz akzeptabel. Neben uns steht ein VW-Bus aus dem recht laut Hottentottenmusik zu hören ist. Wir entscheiden uns für einen Spaziergang zu den Klippen und besichtigen einen uralten Leuchtturm aus dem Jahre 1878, wie wir später erfahren. Er strahlt sein Licht trotz des hohen Alters immer noch bis auf eine Entfernung von 35 Km aus in Richtung Meer. Wir besichtigen alte Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg und ich werde etwas still und lasse einige Bilder Revue passieren, die ich im laufe der Jahre dokumentarisch und auch aus eigenem Interesse gesehen habe. Immer wieder tauchen auch Bilder des Küstenabschnittes auf aus der Normandie, wo damals zigtausende umgekommen sind auf beiden Seiten der Kämpfenden.

Auch dieser Tag vergeht viel zu schnell, noch einmal schauen wir zu wie die Sonne untergeht und denken sehnsuchtsvoll an die Nacht in der sie nicht im Meer „versank“.

 

 

13.07.

Wir lassen uns mehr Zeit den je, trotzdem geht es weiter. Die Gegend ist weiterhin sehr schön und interessant. Bei Hvide Sand entdecken wir noch einen wunderschönen Campingplatz aber nun drängt eben mal die Zeit ein wenig und wir fahren weiter. Wir fahren durch den Elbtunnel. Danach fahren wir von der Autobahn ab um noch ein paar schöne Stunden in der Heide zu verbringen. Wir wollen noch einmal gemütlich zu Abend essen, also fahren wir auf der Landstraße parallel der AB. Wir stellen fest, dass es gar nicht so einfach ist ein Lokal zu finden. Entweder gefällt es uns nicht oder aber „Mittwochs Ruhetag“. Wir biegen ab nach Undeloh und sehen auf der linken Seite einen Dorfkrug, der uns von außen zusagt. Er hat geöffnet. Wir ziehen uns um und gehen hinein. Es ist mittlerweile spät geworden um zu Essen, aber man hat zugesagt. Es ist immerhin schon 21:45. Das Pils schmeckt köstlich und nicht nur das eine, es hätte ja auch Zufall sein können. Quicky bekommt noch einmal ihre heißgeliebten Matjes und ich die heißersehnten Bratkartoffeln mit Sülze. Nach einem gelungenen Mahl verabschieden wir uns und fahren weiter. Wir parken später neben einem Lkw aus DK, auf der anderen Seite von uns fährt später ein Gespann ein. Es gefällt uns nicht sonderlich aber wir wollen nicht mehr nach Hause fahren und somit bleiben wir hier. Ich kaufe noch eine Dose Bier und eine Flasche Cola und dann setzen wir uns mit unseren Stühlen neben unseren King. Die Vorzeltleuchte spendet das notwendige Licht, noch einmal eine ganz andere Stimmung in diesem Urlaub.

 

 

14.07.

Unser letzter Tag beginnt. Mir ist wirklich zumute als sei es der letzte Tag. Ich weiß nicht wie spät es ist, es ist mir auch gleich. Eine der wenigen Momente, wo ich keine Uhr benötige in meinem Leben. Wir melden uns bei meiner Mutter zum Frühstück an und teilen ihr mit, dass wir gegen 10:00 da sind. Sie freut sich natürlich.

Nun haben wir die letzten 100 Kilometer vor uns bis nach Borgentreich. Es ist schon eine Ölspur für uns und entsprechend langsam fahren wir auch. Als wir dort angekommen sind stehle ich mich nach einigen Stunden noch einmal davon und fahre mit unserem King zur Twiste Talsperre. Ich bin noch einmal für eine knappe Stunde alleine mit ihm und genieße die 87 KM.

Dann putzen wir ihn so, als wenn er uns gehörte, außen und innen. Er glänzt mehr als am ersten Tag. Wir packen alles in den Audi, so wie es vor 4 Wochen der Fall war. Wir bringen ihn weg, der nächste Mieter wartet schon.

Am Nachmittag beginnt dann die Geburtstagsparty von Dieter. Mir ist nicht nach Feiern zumute. Ich hänge meinen Gedanken nach und lasse viele Passagen der Fahrt Revue passieren.

Hier wird es am Abend wieder finster, finster ist es auch in mir. Ich bin lustlos und missmutig. Viel denke ich an diese Reise, nicht nur die nächsten Tage und Wochen.

Einiges Wissenswerte für diejenigen, die es interessiert !

 

 

Die Kirchen in Tervola

 

Tervola ist in der Geschichte Finnlands durch den Ethnographen Matias Alksanteri Castren bekannt geworden. Tervola wurde erst 1890 eine selbständige Pfarrgemeinde.

 

Die erste Kirche in Tervola wurde 1627 neben der jetzigen alten Kirche gebaut. Ungefähr 60 Jahre später wurde sie abgerissen, weil sie wahrscheinlich zu klein geworden war. Angeblich soll der Zustand nicht mehr gut gewesen sein. Im Jahre 1687 wurde eine neue Kirche gebaut und nach der Wiederherstellung 1950 wird sie heute nur noch im Sommer und zu Weihnachten benutzt. Die äußerst wertvolle und ziemlich gut erhaltene Kirche stellt die Bautradition der Holzkirchen des 17. JAHRHUNDERTS dar. Es gibt nur wenige Exemplare davon.

1864 wurde eine neue größere Kirche in der Nähe der alten gebaut. Sie war vom Architekten Ludwig Lindqvist entworfen. Für die Verhältnisse Tervolas war sie viel zu groß (Raum für ca. 1200 Personen) Die Pfarrgemeinde hatte wegen des Heizens große Probleme. Sie wurde vor allem zu Johannis genutzt.

 

Der Inarisee

 

Auf schwedisch ENARE ist mit über 1000 km2 drittgrößter See Finnlands, außerhalb der Seenplatte in Lappland. Er ist bis zu 80m tief und sehr insel- und buchtenreich. Er verlandet  sehr rasch.